Der Alternativvorschlag von Hartmuth Staffler | Eine Tram-/Zahnradbahn wie in Clermont Ferrand

Hartmuth Staffler ist Gemeinderat der Südtiroler Freiheit, historisch sehr versiert und Bahnfan mit großem Detailwissen. Er hat einen eigenen Vorschlag in die Debatte um die Verbindung zwischen der Stadt und dem östlichen Mittelgebirge eingebracht: Eine kombinierte Tram/Zahnradbahn-lösung die von der Schweizer Firma Stadler angeboten wird und vielerorts gute Dienste leistet.

Eine der aktuellen Lösungen ist die Panoramique des Dômes, die Clermont Ferrand mit dem Hausberg Puy de Dôme verbindet, der vielen Radsportfans als selektive Etappe der Tour de France bekannt sein dürfte.

Panoramique de domes - Zwischenhalt
Die Panoramique des Dômes verbindet Clermont Ferrand mit dem Hausberg Puy de Dôme

Stafflers Vorschlag arbeitet gut heraus, dass die Situation in Clermont Ferrand mit jener in Brixen gut vergleichbar ist und dass die topographischen Voraussetzungen in etwa die selben sind wie bei uns, wobei die Bahntrasse noch um einiges kürzer werden dürfte. Auch ein erster Trassenvorschlag befindet sich in Stafflers Ausarbeitung, die hier heruntergeladen werden kann.

(Quelle: Hartmuth Staffler, auf das Bild klicken, um den Vorschlag zu öffnen)
Cover Präsentation Staffler

Obwohl Stafflers Vorschlag gut dokumentiert ist und in der Studie von Gemeinde und Land auf eine Kombination aus Tram- und Zahnradbahn vorgesehen ist, wurde diese Variante bisher als unrealistisch abgetan und auch die Betriebskosten als problematisch bezeichnet.

Da der Vorschlag von Staffler aber eine wesentlich größere Wirkung der Bahn im städtischen Nahverkehr bedeuten würde und die Aussicht auf wesentlich höhere Frequenzen besteht und da das System stadtweit ausgebaut werden kann, sollte der Vorschlag noch einmal wesentlich eingehender geprüft werden.

Video von der Panoramique des Dômes
Im Internet habe ich auch ein Video über die erste Fahrt der Panoramique des Dômes gefunden und was man darin erkennen kann, wird die Brixner Lokalpolitik beruhigen: Auch bei der Eröffnung von Tram-/Zahnradbahnen können Ansprachen gehalten werden.

8 Gedanken zu „Der Alternativvorschlag von Hartmuth Staffler | Eine Tram-/Zahnradbahn wie in Clermont Ferrand

  1. nt3643

    Die Seilbahn Ritten ist die erste ihrer Bauart von der Fa. Leitner. Dies ist der Hauptgrund, warum diese so oft stillgestanden ist. Rein ingenieurstechnisch gesehen, ist es ein logischer Schritt, dass eine Seilbahn teilweise stillstehen muss, wenn eine neue Technik iniziert wird.
    Weiters muss eine Zahnradbahn auch revisioniert und instandgehalten werden. Dabei kommen Kosten für die Geräte der Instandhaltung hinzu, weil man wahrscheinlich einen eigen Wagon zur Instandhaltung braucht, wenn die Trasse nicht direkt entlang der Straße führt und erreichbar ist. Und wenn Sie eine eingleisige Zahnradbahn betreiben, wie im Beispiel, kann bei Problemen auch kein Betrieb gefahren werden.
    Weiters sehe ich kein Problem in der Hochsaison, Genehmigungen für Ortsansässige zu verteilen, damit nur diese die Straße verwenden. Wer auf den Würzjoch will, kann immer noch die Straße durch Lüsen bzw. Villnöß auf sich nehmen. Die Verbindung zwischen Lüsen – St. Andrä – Villnöß finde ich sekundär.
    Von der Kapazität bin ich nicht überzeugt. Bereits ein 2-er Sessellift übersteigt die Kapazität der Zahnradbahn im Beispiel. Für eine vergleichbare Kapazität einer Umlaufbahn, müssten ausreichend Ausweichmöglichkeiten zum Kreuzen geschaffen werden.

    Antwort
    1. Hartmuth Staffler

      Die langen Betriebsschließungen der 3S-Seilbahnen erklären sich nicht aus der „neuen“ Technik, sondern aus der Kompliziertheit dieser Technik. Die erste 3S-Seilbahn wurde ja schon 1991 von der Schweizer Firma Von Roll gebaute, deren Seilbahnsparte inzwischen von Doppelmayr übernommen wurde. In 20 Jahren konnten die aufwändigen Revisionsarbeiten aber noch nicht reduziert werden. Die Revision einer Zahnradbahn verlangt hingegen keine Betriebsstilllegung. Die Fahrzeuge werden in der Werkstatt revisioniert. Idealerweise hat man bei zwei notwendigen Garnituren eine dritte als Ersatzfahrzeug, das zu Spitzenzeiten zusätzlich in Betrieb stehen kann, sonst nimmt man in schwachen Zeiten eine Garnitur zeitweise aus dem Dienst. Gleisarbeiten können außerhalb der Betriebszeiten (nachts) durchgeführt werden, so dass es nie zu Betriebsstillstand kommt. Bezüglich Kapazität: Die Arbeitsgruppe der Gemeinde hat die Kapazität der Zahnradbahn mit 1200 Personen/h (gegenüber 1800 Personen/h der 3S-Seilbahn) angegeben, ist aber von völlig veralteten technischen Kriterien und einer nicht für hohe Geschwindigkeiten geeigneten Trasse ausgegangen. Ich bin überzeugt, dass man mit Leichtigkeit die Kapazität der Seilbahn erreichen bzw.. übertreffen könnte. Eine Kreuzungsstelle ist natürlich eine Selbstverständlichkeit.
      Ich bin, bei aller Befürwortung des öffentlichen Personennahverkehrs, nach wie vor der Meinung, dass man die Straße Brixen-St. Andrä nicht einfach sperren kann. Auch Fahrgenehmigungen für Ortsansässige (wie will man das kontrollieren?) sind keine Lösung. Lieber wäre mit persönlich die Sperrung der Würzjochstraße, vor allem für Motorräder.

      Antwort
  2. Silvia Rier

    Ihre beiden letzten Sätze haben mich stutzig gemacht, Herr Staffler; auf welchen Fundamenten ruhen sie? Hier bei uns (ich schreibe aus Kastelruth) wurde nämlich sehr wohl die sehr viel befahrene Landesstraße (Kastelruth/Compatsch) gesperrt, um der Umlaufbahn Seiseralm „Kunden zuzutreiben“ (ich übernehme Ihre Worte). Ob diese Sperrung „einfach“ war oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis, Tatsache aber ist, dass sie geschehen ist, wobei ich diesen Umstand hier und jetzt überhaupt nicht werten, sondern vielmehr einfach nur darauf aufmerksam machen möchte, dass: Das geht!

    Antwort
    1. Hartmuth Staffler

      Ich habe die Problematik der Sperrung der Straße Telfen-Compatsch sehr aufmerksam verfolgt. Sie ist allerdings mit der Situation am Ploseberg nicht vergleichbar. Die Straße Brixen-St. Andrä ist Zufahrtsstraße für die Ortsschaften Klerant, Mellaun, St. Andrä und Afers und Durchgangsstraße nach Untermoi/Antermeia mit Verbindung auch nach Villnöß und nach Lüsen. Am Ploseberg wohnen etwa 2000 Menschen. Eine Seilbahn kann niemals Ersatz für die Straße, sondern nur Ergänzung sein (so wie am Ritten). Bei der Straße auf die Seiser Alm hat es viel weniger Betroffene gegeben, über deren Proteste sich die Landesregierung leichter hinwegsetzen konnte. Ich habe damals die Meinung vertreten, dass eine Sperrung der Straße für den Individualverkehr (mit Fahrgenehmigung für die in diesem Bereich wohnenden und arbeitenden Menschen) sowie eine gute Verbindung mit Erdgas-Bussen eine gute Lösung gewesen wäre, die den großen Eingriff für den Bau des Parkplatzes in Seis vermieden hätte.

      Antwort
  3. nt3643

    Ich bin selber kein Fan von der Seilbahn Brixen St.Andrä. Jedoch muss ich zu bedenken geben, dass ein solches Projekt nie die Kapazitäten von einer Seilbahn erreichen könnte. Und dies ist vor allem in den Wintermonaten bedenklich. Weiters sollte man bei diesen Vorschlag die Betriebskosten und die Erhaltungskosten bedenken und diese abwägen. Beim Betrieb einer Seilbahn braucht es mindestens 3 Leute (1 Fahrdienstleiter + 1 /Angestellten pro Tal bzw. Bergstation). Für den Betrieb von dieser Zahnradbahn braucht es mind. 1 Fahrdienstleiter + 1 Fahrer/Bahn. Beide Möglichkeiten setzen vorraus, dass der Schalter automatisch bzw. über den Bahnhofschalter bedient wird.
    Weiterer Punkt. Für die Strecke muss außerdem mehr Fläche als für eine Seilbahn enteignet werden. Die Strecke für eine Seilbahn sollte zum größten Teil durch die alte Trasse gegeben sein.
    Wichtig ist auch, dass die möglichen Gesetzeslage vor dem Bau der Seilbahn besprochen wird. D.h., dass die Straße nur mit Genehmigung genutzt werden kann so wie Beispielsweise auf der Seiser Alm. Dies garantiert, dass die Seilbahn von Brixen -St.Andrä ausreichend genützt wird.

    Antwort
    1. Hartmuth Staffler

      Es wäre überhaupt kein Problem, bei der Lösung Tram/Zahnradbahn die gleiche Kapazität sicherzustellen wie bei einer Seilbahn. Was ganz genau zu prüfen wäre, sind die Betriebs- und Instandhaltungskosten. Die Wartung von Seilbahnen ist ja sehr aufwändig und erfordert auch regelmäßig längere Stilllegungen, wie wir von der Rittner Seilbahn wissen. Auch die Enteignungs- bzw. Entschädigungskosten müssten genau verglichen werden. Die Tram/Zahnradbahn würde vor allem auf der rund drei Kilometer langen Zahnradstrecke hauptsächlich unproduktiven Grund benötigen. Die Strecke für die Seilbahn ist keineswegs durch die alte Trasse gegeben, da diese ja einen ganz anderen Verlauf hatte. Die Entschädigungen für den Überflug wären erheblich. Überhaupt keine Möglichkeit sehe ich für die Sperrung der Straße nach St. Andrä, um der Seilbahn Kunden zuzutreiben. Es handelt sich um eine viel befahrene Landesstraße, die nicht einfach gesperrt werden kann.

      Antwort

Hinterlasse einen Kommentar